4-Tage Woche ohne Überstunden: Geht das?

„Ja“, sagt dazu Christine Waldmann, Gründerin von GROWTH360, mit der ich mich neulich in meinem Podcast „Unboxing New Work“ unterhalten durfte. Christine hat ihre eigene Performance Marketingagentur gegründet und lebt dort mit ihrem 17 köpfigen Team erfolgreich die 32 Stunden Woche – ganz ohne Überstunden.

Agentur und Überstunden gehören zusammen! Wirklich?

Wie sie dazu kam und wie das Modell in der Praxis funktioniert – all das habe ich sie im Detail ausgefragt. „Ich wollte Dinge schon immer anders machen“, erzählt Christine mir, die sechs Jahre in Holland studiert hat und bei ihrer Arbeit den Menschen in den Mittelpunkt stellen will – wobei sie nicht nur ihre Kunden, sondern eben auch ihre Mitarbeiter meint.

Und die stellt sie mit ihren Bedürfnissen und Lebenslagen ins Zentrum des Unternehmens. „Unsere Vision ist es zu beweisen, dass Agentur Business besser und nachhaltiger sein kann, wenn man auf den Menschen achtgibt“, erklärt sie: „Wir wollen zeigen, dass Wirtschaft anders funktioniert.“

Klassisches Wirtschaften vs. sozial nachhaltiges Wirtschaften

Ein mutiges Unterfangen, wenn man bedenkt, dass wir von klein auf lernen, dass es in der Wirtschaft traditionell stets um ein Mehr an Profit und Marge geht. „Ja, Wachstum ist wichtig“, pflichtet Christine mir bei. Es komme aber auf das gesunde Mittelmaß an.

Die Rücksichtnahme auf die Gesellschaft im Ganzen ermöglicht Menschen in New Work Kontexten erstmals, „ihr bestes Ich im beruflichen und privaten Kontext zu leben – indem wir eine Umgebung schaffen, in der wir alle Facetten von uns zeigen dürfen, in der wir nicht nur in der Rolle Arbeitnehmer funktionieren, sondern als ganzer Mensch gesehen werden“, ist Christine überzeugt.

Erfolgreiche Agenturgründung mit Kleinkind

Ihr Unternehmen hat Christine – zu meinem Erstaunen – kurz nach der Schwangerschaft, noch dazu in der Corona-Pandemie gegründet - und ist bis heute damit erfolgreich unterwegs. „Meine Vision war es, mit Kleinkind dasselbe zu schaffen wie andere in einer 70-Stunden-Woche“, blickt sie zurück.

„Gerade Frauen wird von unserer Gesellschaft oft suggeriert, sie sollten mit Kind langsam machen und sich nicht zu hohe Ziele stecken“, kritisiert sie. Ich selbst kenne das Problem aus meinem Unternehmen HelloAgile ja auch: Ist das Kind plötzlich krank, verschieben sich alle Terminpläne um 180 Grad.

Effizienz neu denken: „32 Stunden Woche nur die Spitze des Eisbergs“

Trotzdem schafft es Christine, mit GROWTH360 effizient zu sein: Unterstützt von zwei Team Leads weiß sie als Managerin inzwischen, dass Effizienz mit dem Enablement der Mitarbeiter steht und fällt. Grundvoraussetzung dabei: „Jeder im Unternehmen muss gute Entscheidungen ganz allein treffen können.“

Agile Tools wie den Sprint setzt sie mittlerweile wöchentlich ein, OKR steht bei ihr noch in den Startlöchern. „Wichtig ist die intrinsische Motivation unserer Mitarbeiter“, betont sie: „Statt sich durch den 8 Stunden Tag zu schleppen, freuen die sich, mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen und 50 Prozent remote arbeiten zu können.“

Auch nach außen hin ist das scheinbar ein Differentiator: Viele von Christines Kunden finden die 32 Stunden Woche cool. Abstriche bei Marge oder Qualität gibt es nicht. „Wir optimieren anders“, erklärt die Unternehmerin, die ein großes Miro Board einsetzt, um ihre Unternehmenswerte intern zu kommunizieren.

Die Zukunft der Agenturwelt

„Auch kleine Agenturen wollen heute gern impact driven arbeiten – und das können sie auch, sofern sie ein solides Fundament, Rücklagen, einen festen Zulauf an Kunden und Brand Awareness mitbringen“, ist sich Christine sicher. Warum ihr euch das Podcast Interview jetzt trotzdem anhören sollt? Christine spricht darin auch über die Zukunft der Agenturwelt unter dem Einfluss von KI.

Erfahre mehr über unsere Vision des neuen Arbeitens und die Agentur GROWTH360 in der neuen Folge von meinem Podcast „Unboxing New Work“.

‍