Deutschland braucht mehr Explore-Modus

Jedes Unternehmen hat zwei grundverschiedene Arbeitsmodi, sagt BMW Stratege Christian Schwedler: das stabile Tagesgeschäft und die Innovation. Wieso, warum? „Ganz einfach“, erklärt Christian: „Indem wir neue Produkte entwickeln, gestalten wir die Zukunft mit, treiben den Wandel voran und stillen die Lust auf Neues. Gleichzeitig müssen wir unser Kerngeschäft bewahren und dafür Sorge tragen, dass es wächst.“

Methoden, Führung und Mindset dieser beiden Welten, die Christian „Exploit“ und „Explore“ nennt, könnten jedoch nicht unterschiedlicher sein. „Der Exploit-Modus, der aufs Tagesgeschäft fokussiert, ist die Komfortzone der meisten Unternehmer: Hier lassen sich nämlich u.a. KPI (Key Performance Indicators) berechnen“. Im hochinnovativen Explore Modus undenkbar! Hier gibt es allenfalls sogenannte KTI (Key Transform Indicators).

Deutschland ist gut im Kerngeschäft, ein Effizienzweltmeister

Deutschland verliert jedoch zunehmend den Anschluss, beobachtet Christian mit Blick auf abfallende Wirtschaftsindikatoren und Innovationsthemen wie Automotive und KI, lobt aber: „Im Kerngeschäft sind wir gut, sogar Effizienzweltmeister. Der Exploit Modus hat „Made in Germany“ groß gemacht.“

Den hochinnovativen Explore Modus habe man hierzulande dagegen verlernt: „Damit tun wir uns schwer. Er braucht unternehmerischen Mut, Pioniergeist und Experimentierfreude.“ Fortschritte habe die Corona Zeit gebracht: „Da waren die Leute gezwungen, innovativ zu arbeiten.“ Um dauerhaft anschlussfähig zu bleiben, müssen wir uns allerdings weniger auf Effizienzprogramme stürzen, sondern Innovationsziele stecken, ist Christian überzeugt.

„Wir müssen uns Innovationsziele stecken“

Da gebe ich ihm recht. Denn wo kommen ansonsten die Produkte von morgen und übermorgen her? „Unternehmen müssen diese „Beidhändigkeit“ erlernen und meistern, stellt Christian in unserem Podcast Interview klar. Er hat zu genau diesem Thema 2024 ein Buch veröffentlicht: In „Der Business Spagat“ geht es um den unternehmerischen Balance Akt zwischen Tagesgeschäft und Zukunftsfähigkeit.

Da gibt es in Deutschland noch Luft nach oben, findet er: „Deutsche Unternehmen sind zu stark im Absicherungsmodus und darauf ausgelegt, gleichbleibend gute Ergebnisse zu liefern.“ Um in den Entwicklungsmodus zu kommen, muss man nämlich eine gewisse Eigenständigkeit entwickeln, „damit Sicherheit und Budgetplanung nicht mit innovativen, agilen Methoden kollidieren.“

Forschung & Entwicklung brauchen separates Investment

Klar, dass es hierfür entsprechendes Kapital braucht. Das ist längst kein Geheimnis mehr! Google gibt im globalen Vergleich zu allen Venture Capital Investoren gemeinsam beispielsweise ein Vielfaches für KI, Forschung und Entwicklung aus. „Explore“ darf also nicht mit „Exploit“ konkurrieren, sondern braucht einen eigenen Investment Kanal.

„Das wird oft durcheinandergebracht, gerade bei kleineren Unternehmen“, beobachtet Christian. Sein Tipp, wenn Budget und Ressourcen nicht reichen: „Lieber einen „Explore Friday“ einführen oder eine Innovationswoche einschieben.“

Wie kommen Unternehmen in ihre Innovationspower?

Unternehmer sollten sich insgesamt nicht zu sehr in der Komfortzone der Planbarkeit und Effizienzmaximierung einrichten, so der Tipp des Experten. Vier Stellschrauben hat er dafür identifiziert: Ambition, Autonomy, Assets und Ambiguity. Wie er das konkret meint, könnt ihr euch jetzt sofort in meiner neuesten Podcast Folge anhören. Dort erfahrt ihr übrigens auch Christians gebündelte Tipps, wie ihr als Unternehmen am besten in eure Innovationspower kommt.

Einen verrate ich euch vorab: „Fangt mit den 15 Prozent der Mitarbeiter an, die Lust darauf haben“, rät Christian: „Die Early Adopters zeigen den Anderen, dass Innovation Spaß macht und ziehen sie mit. Solche Sandboxes sind wie eine abgegrenzte Spielwiese, auf der man bestimmte Dinge einfach mal ausprobieren kann – ohne sofort das ganze Unternehmen verändern zu wollen.“

Der Einsatz von KI kann Freiräume für Innovation schaffen

Ein gutes Beispiel ist die Nutzung von generativer KI, kurz GenAI, im Unternehmen: Sie kann auf der Effizienzseite viele unserer langweiligen Routine Tätigkeiten übernehmen und uns so Freiräume für Innovationsthemen schaffen. „Außerdem“, resümiert Christian: „kann GenAI uns helfen, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln und den kreativen Explore Modus anheizen.“

Erfahre mehr über unsere Vision des neuen Arbeitens und den Business-Spagat zwischen Kerngeschäft und Innovation. Höre jetzt in die neue Folge von meinem Podcast „Unboxing New Work“.

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