In dieser Podcastfolge diskutiert David mit Jan Köster von Gruner + Jahr, dass klassische Frameworks wie SCRUM und Kanban nur als Ausgangspunkte dienen sollten und flexibel an die Bedürfnisse der Teams angepasst werden müssen.
1.8.2024
„Die Zeit der Frameworks ist vorbei“, stellte neulich mein Podcast-Kollege Jan Köster von Gruner + Jahr fest. Für mich ein Schock! Natürlich wollte ich direkt eine Erklärung für seine ungeheuerliche These. „SCRUM, OKR und Kanban sind überholt – zumindest dann, wenn man sie wie eine Bibel betrachtet“, fügte er erklärend und mit einem Schmunzeln hinzu.
Als Vice President Transformation des Medienunternehmens kennt Jan sich mit agilen Methoden und agilen Teams bestens aus. Für meinen Podcast „Unboxing New Work“ habe ich ihn deshalb zu seiner „agilen Reise“ und den Take Aways aus seiner Arbeit ausgefragt. Für alle, die das nicht wissen: Gruner + Jahr ist seit 2021 eine Tochtergesellschaft von RTL.
Jan, der mit seinem „Methoden-Montag“ selbst als Podcaster aktiv ist, hat die Vision, dass Gruner + Jahr zu einer „lernenden Organisation“ wird. Was das bedeutet? In erster Linie ständige Weiterentwicklung. „Die Frameworks sind dabei Systeme, die als Startpunkt helfen“, erklärt er mir: „Spätestens nach der zweiten Retrospektive muss man dem Team jedoch die Anpassung an die eigenen Bedürfnisse erlauben.“
Überhaupt: Die Retrospektive stellt für Jan das nicht verhandelbare Element der komplexen Teamarbeit dar. Dabei wird regelmäßig reflektiert: Wie arbeiten wir eigentlich zusammen? Wie können wir das verbessern? Und: Wie gehen wir gut und wertschätzend miteinander um? Das verändert die Rolle von Teamleitern: „Sie werden in Zukunft mehr dafür benötigt, dass Teammitglieder ständig ihr eigenes System optimieren können.“
Soweit klar: Teamarbeit verändert sich im New Work Kontext – und Führung im Team wird zum Grundprinzip. Jan hatte schon immer Jan ein Händchen für „menschliche Teams“, erzählt er mir. Die erste Erfahrung als Projektleitung habe sich für ihn deshalb per se „falsch“ angefühlt, denn: „Wir hatten nur eine Besprechung pro Woche.“
Durch seine Zeit bei den Pfadfindern hat er nämlich ein anderes Mindset im Bewusstsein verankert. Genauer gesagt hat er die Grundlagen des agilen Arbeitens bei den Pfadfindern erlernt: „Wir trafen uns jeden Morgen für tägliches Feedback in der Jugendgruppenarbeit“, berichtet er. Drei Säulen seien dabei maßgeblich gewesen:
1. Look at the Boy
Wir sehen jedes Teammitglied und fördern seine Stärken.
2. Paddle your own Canoe
Finde deinen individuellen Weg und folgt im Team eurer Vision.
3. Learning by Doing
Arbeite iterativ. Lerne durch Scheitern, Vertrauen und Feedback-Trainings.
Diese Prinzipien tragen ihn seit 10 Jahren durch die tägliche Arbeit bei Gruner + Jahr und jetzt auch RTL. Der Medienkonzern bat ihn schließlich „agil im großen Stil“ auszurollen: „Die beste Frage, die mir jemand je gestellt hat“, meint Jan rückblickend. Inzwischen trägt er die Verantwortung für die gesamte Wertschöpfungskette: „eine Mammutaufgabe – aber ich habe sie gelöst.“
Sein größter Hack dabei: Menschen befähigen und ihnen ein Umfeld bieten, in dem sie ihr Potenzial entfalten können. „Die Magie besteht darin, wie wir mit Menschen umgehen und sie begeistern“, zieht Jan Bilanz. Seiner Prognose nach werden die Teams der Zukunft immer kleiner und arbeiten KI-gestützt: „Sie brauchen nicht mehr dasselbe Wissensspektrum: Drei Leute mit einer Team-KI genügen.“
Für mich wird in unserem Podcast-Interview klar: Während sich „das agile Arbeiten“ bis dato auf Arbeitsorte und Arbeitsweisen konzentrierte, wird es zukünftig verstärkt oder sogar primär um die neuen Arbeitsmittel gehen, die wir einsetzen. Jan hat als Transformationsexperte noch eine weitere Hypothese für die Zukunft: „Organisationen geben in Zukunft nur noch den Rahmen vor, jedoch nicht, wie etwas im Detail getan wird.“
Wenn du mehr über unsere Vision des neuen Arbeitens und Jan Kösters Transformationsarbeit bei der RTL-Tochter Gruner + Jahr erfahren willst, höre jetzt in die neue Folge von meinem Podcast „Unboxing New Work“.
1.8.2024